Astrid, Augsburg: „Respekt ist für mich der wichtigste Wert, weil er alles abdeckt: Wir brauchen Respekt voreinander, Respekt vor der Natur, unserer Umwelt. Wenn wir respektvoll miteinander umgehen, sind wir automatisch höflich, zuvorkommend, bedenken das Wohl der Natur. So wird’s gerecht und gut für alle. Das sollten Politik und Gesellschaft umsetzen“.
Felix Schirner, Nürnberg, wünscht sich nach langjährigem Engagement in einer Partei andere Veranstaltungsformate, und dass ehrenamtliche politische Arbeit attraktiver gemacht wird. Die Parteiarbeit sollte „Flexibler, moderner“ sein, sich nicht so viel mit Posten und „weniger mit Personen beschäftigen, sondern mit Inhalten“ – sowohl auf lokaler, als auch auf Bundesebene.
Dominik und Daniel, Augsburg:“Wir haben schon sehr viel Freiheit in unserer Gesellschaft. Das ist gut, so konnte ich selbst früh mein eigenes Unternehmen gründen. Aber ich muss halt viel dafür kämpfen, und der Staat unterstützt mich darin gar nicht. Weil ich so jung war, war es unmöglich finanzielle Unterstützung vom Staat für meine Existenzgründung zu bekommen. Ältere können das leichter. Ich werd da halt nicht richtig ernst genommen und muss einfach richtig viel kämpfen. Ich glaube, dass Deutschland in Sachen Existenzgründung, Start-ups und so, noch richtig viel lernen muss. Deshalb interessier ich mich auch nicht so richtig für Politik. Ich muss eh alles allein schaffen, da muss der Staat halt auch alles allein schaffen“.
Sabine, Erzieherin und 21 Jahre alt, wohnt in Nürnberg. Sie ist für die Legalisierung von Cannabis. Dann wären die Menschen friedlicher, meint sie: „Wenn der Hass nicht wär, wär alles gut“, sagt sie. Sabine geht wählen, wahrscheinlich grün. Viele ihrer Freunde wählen AfD. Sabine ist gegen die Partei, weil sie ihre zwei Staatsbürgerschaften behalten möchte: Ihre Eltern kommen aus Siebenbürgen, deshalb spricht Sabine auch rumänisch und serbisch. „Die Umwelt ist wichtiger als Asylanten“, findet sie. An ihrem Job als Erzieherin kritisiert sie die geringe Bezahlung. Mehr Geld und Wertschätzung für Pflegeberufe sind ihr wichtig, denn „Geld regiert die Welt“.
Nadja wohnt in Gostenhof, Nürnberg. Zusammen mit Patrick fordert sie bezahlbaren Wohnraum, damit einige sich nicht an hohen Mieten bereichern. Wählen gehen wollen beide, welche Partei wissen sie auch schon.
Sarah, Augsburg: „Respekt und Zusammenhalt sind wahnsinnig wichtig für unsere Gesellschaft. Andauernd wird davon gesprochen, dass die Jugend motiviert werden muss, wählen zu gehen, aber am Ende respektiert niemand unsere Meinung. Ich wünsche mir, dass die Älteren und zuhören, dass die Politik uns fragt, was wir wollen, und dass sie alle unsere Ideen und Argumente ernst nehmen. Das schaffen wir durch mehr Respekt füreinander und so, glaub ich, halten wir auch alle mehr zusammen, wenn wir einander ernst nehmen“.
Ines, 28 Jahre, Schul-Referendarin aus Nürnberg: „Das bayerische Staatsexamen in der Lehrerausbildung halte ich für überflüssig. Lieber wäre mir ein mit anderen Bundesländern einheitliches System von Bachelor und Master“, sagt Ines. „Außerdem sollte die Flexibilität in den Schulen und Schularten erhöht werden“. Um sich vor ihrer Wahlentscheidung zu informieren, hat die 28-Jährige den Wahl-O-Mat genutzt.
Pascal, Augsburg: „Mir fehlt eine echte Vision für Deutschland. Keine Regierung, keine Partei und kein Politiker hat ein Bild davon im Kopf, wie Deutschland in fünf oder zehn Jahren aussehen soll. Ohne ein großes gemeinsames Ziel wissen die Menschen nicht, wozu sie zusammenarbeiten, wählen oder sich engagieren sollen. Deshalb brauchen wir ein Ziel, so wie Unternehmen auch. Wenn ich Regierungsverantwortung hätte, würde ich eine große Umfrage machen, und regelmäßig abfragen, was die Menschen wollen. Basierend darauf könnten wir dann richtige Politik machen, die dazu beiträgt, das größtmögliche Glück für die größtmögliche Zahl von Menschen zu erreichen“.
Natürlich gehe ich wählen!“, sagt eine 82-Jährige mit Nachdruck. Über Politik unterhält die ursprünglich aus Rumänien kommende Frau oft mit ihrer Nachbarin. „Wichtig ist mir eine gerechte Gesundheitsversorgung, für meinen Termin beim Augenarzt muss ich momentan drei Monate lang warten.“ Aber das Wichtigste sei für sie, dass alle Steuern zahlen. „Wenn jemand mit 50 Jahren nach einer Beamtenlaufbahn in Pension geht und dann nur Urlaub macht, ist das nicht gerecht; wenigstens ehrenamtlich sollte man sich dann noch engagieren.
Nicole, Nürnberg: „Ich gehe auf jeden Fall wählen. Bezahlbarer Wohnraum, faire Arbeitsverträge und überhaupt, Frieden allgemein sind mir wahnsinnig wichtig. Ich weiß, dass die Politik nicht alles sofort umsetzen wird, auch keine neue Landesregierung in Bayern, aber mit meiner Stimme kann ich zumindest zeigen, dass diese Themen wichtig sind. Ich hoffe halt, dass die Politiker meiner Stimme dann auch zuhören“.
Ursula, 70 Jahre alt, bei ihren Enkeln auf einem Spielplatz in Nürnberg. „Das Wichtigste ist für mich Gesundheit. Das Gesundheitssystem sollte sich um alle kümmern. Mir geht es glücklicherweise gut, aber ich denke auch an die Menschen, die sich zum Beispiel kein Pflegeheim leisten können“, sagt die Seniorin. Gewählt hat Ursula schon per Briefwahl. Daran wird sie auch ihre zwei Kinder noch erinnern.
Bianca und Selma, Nürnberg: „Wir wählen nicht. Es wird sich eh nichts verändern und wir arbeiten so viel, um irgendwie unser Leben zu stemmen und unsere Familien zu versorgen, aber nie ist der Arbeitsplatz sicher oder die Bezahlung ausreichend, um wirklich was anzusparen. Wir brauchen endlich höhere Löhne, auch für unsere Jobs in der Krankenpflege und im Einzelhandel. Das ist ja auch Arbeit, die dringend gebraucht wird. Und faire Arbeitsverträge. Naja, und dann muss der Staat einfach mehr Unterstützung in der Krankenpflege leisten. Da fehlen so viele Arbeitskräfte, einfach aufgrund der miesen Bezahlung und der Unsicherheit, wie der nächste Vertrag wird“.
WO WIR AKTIV WURDEN
Zur bayerischen Landtagswahl führten wir an mehrere Wochenenden Gespräche an Haustüren und auf Marktplätzen, in Augsburg, Deggendorf, Ingolstadt, Nürnberg und Passau. Außerdem veranstalteten wir in Nürnberg eine Podiumsdiskussion und ein Info-Forum zu Bürgerbeteiligung. In den genannten Städten befinden sich Stimmkreise, in welchen die Wahlbeteiligung bei der letzten bayerischen Landtagswahl bis zu 12 Prozentpunkte unter dem landesweiten Durchschnitt lag. In diesen Gebieten sind Gespräche daher besonders relevant.
WANN WIR AKTIV WURDEN
14.07.-16.7.2018 Vorbereitungswochenende Bürgerforum in Nürnberg
24.08.-26.8. Vorbereitungswochenende bei Nürnberg
21.09.-23.9. Einsatz Nürnberg & Info-Forum zur Bürgerbeteiligung #1
28.09.-30.9. Einsatz Nürnberg & Podiumsdiskussion #2
11.10.-14.10. Einsatz Augsburg
WARUM WIR AKTIV WURDEN
Ziel der Wochenenden war nicht nur eine Förderung der Wahlbeteiligung und des gesellschaftlichen Austauschs, sondern auch, unsere Mitglieder für Landespolitik zu sensibilisieren und weiterzubilden. Auch möchten wir durch unsere Aktionen den Zusammenhalt in der Gesellschaft stärken und zu einem Brückenschlag zwischen unterschiedlichen Gruppen beitragen.
WIR WIE DIE AKTION VOR- UND NACHBEREITEN
Unsere Mitglieder und alle Interessierten werden zur Vorbereitung auf einem Workshop in die von uns erprobten Kommunikations- und Dialogstrategien eingeführt und wir testen gemeinsam auch neue Formate. Nach den Einsätzen evaluierten wir intern, welche Ziele wir erreicht haben und wie wir unsere Aktionen langfristig effektiv gestalten können. Hierfür werden unsere Mitglieder befragt und Feedbackgespräche angeboten. Zudem wird eine Analyse der Wahlkreise im Vergleich zu vorigen Landtagswahlen und anderen strukturähnlichen Wahlkreisen durchgeführt. Hierbei haben wir mit unserer niederländischen Partnerorganisation “Stichting voor Gesprek en Dialoog” zusammengearbeitet.