Education on Europe 2019

Gefördert durch: Robert Bosch Stiftung

Projektleitende: Simone Hermes

Zeitraum: Ende 2018 bis Herbst 2019

 

10.-13.12.2018, Bustour durch Brandenburg
Anfang Dezember waren wir vier Tage lang in Brandenburg unterwegs, mit dem Ziel uns mit Jugendlichen auszutauschen, die für politische Diskurse oft schwer erreichbar sind. Zusammen mit dem Jugendforum Brandenburg und mit der Unterstützung von Referentinnen aus dem Bereich des Globalen Lernens haben wir mit Jugendlichen und Erwachsenen unter anderem über Weltpolitik, Nachhaltigkeit und die EU gesprochen.
Unterwegs waren wir mit dem Omnibus-Doppeldecker des Projekts „Linie 94“. Die Tour startete in Nauen, am nächsten Tag waren wir in Pritzwalk und schließlich zwei Tage in Neuruppin. Während wir am Morgen immer auf Schulhöfen oder in der Nähe von Schulen mit den Jugendlichen sprachen, stellten wir uns am Nachmittag auf Marktplätze, um auch Personen anderen Alters zu erreichen. Im Bus konnten Interessierte mit uns ein Glas Tee trinken und über ihre wichtigsten Werte und ihren Lebensalltag sprechen.
Für die Gespräche mit den Schüler*innen und Jugendlichen haben wir uns ausgestattet mit Methoden aus dem Globalen Lernen und selbst Spiele entwickelt, um mit den Teilnehmerinnen herauszufinden, welche ihre wichtigsten Werte sind und wie sie diese in ihrem Leben stärker verwirklichen können. Es ging um die eigenen Fragen, zum Lebensalltag, aber auch zu globalen Perspektiven auf Gerechtigkeit, Fairness, Gesundheit und Sicherheit. Dabei haben wir gemeinsam diskutiert, welche Partizipations- und Handlungsmöglichkeiten dem Individuum zur Verfügung stehen, sowohl im Rahmen des demokratischen Systems als auch in ihrer Rolle als Konsument*innen.

04.-06.01.2019, Design Thinking Workshop
»Wie machen wir die EU greifbarer und erlebbarer für schwer erreichbare Jugendliche?«
Mit dieser Fragestellung haben wir uns in Berlin, bei unserem Design-Thinking-Workshopauseinandergesetzt und Ideen für ein spannendes und sinnvolles Projekt gesammelt. Drei Tage lang haben wir uns über die verschiedenen Prozess-Phasen der Design-Thinking-Methode, sehr detaillierte Gedanken gemacht. An dem Workshop haben viele lokale Mitglieder des Vereins aus Berlin teilgenommen, als auch Gesellschaftsdenkende aus allen Ecken von Deutschland. Wir hatten leckeres Essen und jede Menge Spaß neben der konstruktiven Arbeitsatmosphäre. Dabei war es spannend, die verschiedenen Bedürfnisse der Nutzer einer Demokratie-Kampagne zu erörtern und Probleme und Highlights zu analysieren, bevor richtig kreativ werden konnten. Am Ende hatten wir jede Menge kreative, abstrakte, lustige, aber auch sehr interessante Projektideen – unsere Prototypen.

Bis Herbst 2019, Europapolitische Workshops für Jugendliche in Lichtenberg
Ausgehend von der U18 Europa-Wahl fanden vom Frühjahr bis Herbst 2019 in vier Jugendfreizeiteinrichtungen in Berlin Lichtenberg europa-politische Workshops statt. Viele Jugendliche haben keine Idee davon, wie ihr Leben mit der Europäischen Union verbunden ist, wie sie funktioniert und was es mit der Europäischen Integration auf sich hat. Jugendliche sind nicht nur desinteressiert an klassischen politischen Beteiligungsformen, sondern sind auch immer häufiger mit verfassungs- und menschenfeindlichen Akteuren konfrontiert. Das Jugend-Projekt machte Europa und die EU ganz besonders für (bildungs-)benachteiligte Jugendliche erfahrbar und stärkte ihr politisches Selbstkonzept, indem es lebensweltliche Bezüge schaffte und interessengeleitet Themen setzte.

Nach einer Vorlaufzeit, in der das Konzept entwickelt wurde, ging der direkte Einsatz in den Freizeiteinrichtungen los. Da die Teilnehmer*innen freiwillig an dem Format teilnehmen sollten, wurden außerschulische Einrichtungen ausgewählt. Es wurde sich für Berlin Lichtenberg aufgrund seiner sozio-ökonomischen Lage innerhalb Berlins entschieden. In Lichtenberg sind viele Menschen von Armut betroffen, es gibt viel Zustimmung für die AfD und auf der anderen Seite sind viele Menschen dort von Rassismus betroffen. Auf die Workshops in den Einrichtungen folgte immer azyklisch eine Teamsitzung mit den Workshopleiter*innen und Vereinsmitgliedern. Ziel war die ständige Weiterentwicklung von Ideen, wie die Zielgruppe für Europapolitik begeistert werden kann. Besucht wurden auch Netzwerktreffen und Veranstaltungen in anderen Jugendfreizeiteinrichtungen, um ein besseres Bild von der Zielgruppe und Angeboten im Bezirk zu bekommen.

Die leitende Frage dabei war: Wie kann ein Zugang zu (europa-)politischen Inhalten für eine diverse, konzentrationsschwache, meist bildungsaversive Zielgruppe gefunden werden?

Entwickelt wurden die Inhalte und Didaktik eng an den Erfahrungen mit der Zielgruppe. Strategisch wurden dafür Reflexionsbögen eingesetzt und Feedback von den jungen Teilnehmer*innen erfragt und festgehalten. So sollte eine Partizipation von Teilnehmer*innen an dem Projekt ermöglicht werden. Die Methoden hatten einen modularen, kleinschrittigen und handlungsorientierten Charakter. Herausforderungen waren eine ständig wechselnde Zielgruppe und die fehlende Beziehung zu den Jugendlichen. Dennoch hatten alle Beteiligten viel Spaß an den Workshops, was für uns ein wichtiges Kriterium war; schließlich sollten negativen Erfahrungen aus der Schule positive Bildungserfahrungen entgegengesetzt werden.

Gut angenommen wurden beispielswese ein Video-Quiz mit europäischen Rapper*innen, viele kurze, bewegungsintensive Schnitzeljagden oder auch interaktive, digitale Formate. Am wertvollsten erwiesen sich jedoch die informellen Gespräche über Europa und Politik nach den Workshops in losen Kleingruppen. Über die gemachte Erfahrung ins Gespräch zu kommen ermöglichte Inhalte mit den Teilnehmer*innen zu vertiefen.

Aus dem Projekt sollte ein Planspiel entstehen, welches mit Hilfe einer App in der (außer-)schulischen Bildung eingesetzt werden kann. Restriktionen in Zusammenhang mit Covid19 verhinderten das weitere Vorgehen jedoch.

Gesellschaftsdenken e.V.

Dresdner Straße 82
04317 Leipzig